Tauranga Krankenhaus

Jaaa, da wird der eine oder andere von euch ganz schön dumm aus der Wäsche gucken bei der Überschrift, aber ich dachte mir, was ist schon so ein Jahr Aufenthalt in Neuseeland ohne einen richtigen Krankenhausbesuch.

Angefangen hat die ganze Sache mit dem Hillary Trail. Während meiner Wanderung machten Marcus und ich die Bekanntschaft der Sandflies (Sandfliegen), wirklich ganz reizende, blutsaugende Insekten von der Größe/Aussehen einer stinknormalen deutschen Obstfliege. Die Stiche an den Füßen/ Beinen waren relativ klein, nicht sonderlich schmerzhaft,  manche entzündeten sich leicht, also wirklich nichts außergewöhnliches….bis zum 01.12. Ich widmete mich gerade meiner neuen Aufgabe: male pruning. Also quasi das Beschneiden der männlichen Kiwipflanzen. Dabei werden so gut wie alle Äste abgetrennt, denn nach der Betäubung nehmen die männlichen Kiwipflanzen nur Platz weg, während an den weiblichen Bäume gerade die Früchte reifen. Ich bemerkte Schmerzen in den Füßen und gab den Zärtlichkeiten der Sandflies die Schuld, welche sich wie gesagt entlang des Hillary Trails einen kleinen Snack von mir gönnten. Innerhalb einer Stunde strahlten die Schmerzen allerdings in meinen ganzen Körper aus und ich war irgendwann tatsächlich zu schwach, einen Ast runterzureißen. An der Stelle ließ ich die Arbeit Arbeit sein und fuhr nach Hause. Daraufhin wurde die Sache noch schlimmer: Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen und weitere Schmerzen bis hin zur völligen Lähmung meines linken Beines folgten. Am nächsten Tag wurde ich von den Doktoren in Te Puke mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus nach Tauranga geschickt. In der dortigen Notaufnahme folgten gewisse Untersuchungen und auch eine Röntgenaufnahme meines Fußes, denn man wollte feststellen,  ob die Infektion bereits das Gelenk befallen hätte,  denn dann hätte man wahrscheinlich operieren müssen (Ich war bei dieser Aussage höchst erfreut). Anschließend wurde ich auf die Station 4b,  einer orthopädischen Station verlegt. In der Nacht fror ich dank Fieber und Schüttelfrost so entsetzlich, dass ich die Nachtschwester Trish nach einer 2ten Decke fragte. Ich bekam keine. Im Gegenteil, man nahm mir meine weg, ließ mir das Bettlaken und gab mir stattdessen Eiswasser, Antibiotika, Paracetamol und stellte zur Krönung des ganzen noch einen Ventilator vor mein Bett. Das war jetzt nicht ganz so wirklich das, was ich mir erhofft hatte und so gefroren habe ich noch nie in meinem ganzen Leben….aber es half und das Fieber ist gesunken. Der ganze Aufenthalt war sonst eigentlich relativ angenehm, das Personal und die Ärzte waren total nett (man arbeitet dort teilweise in Alltagskleidung ohne Uniform), ich bekam Antibiotika und Schmerzmittel, das Essen war schlecht und die Zimmerausstattung völlig anders, als bei uns in Deutschland. Und natürlich amüsierte man sich köstlich darüber, dass ich selbst Krankenpfleger bin. Nach 5 Tagen, pünktlich zum Nikolaus am 06.12, durfte ich dann das Krankenhaus verlassen. Der Fuß ist noch immer geschwollen, aber ich kann wieder laufen. Das male pruning wird bei Sunny nicht auf Stundenlohn, sondern auf Leistung bezahlt. Er zahlt 3$ für jeden Baum, was unter uns nicht wirklich viel ist. Je schneller du also bist, desto mehr Bäume schaffst du und desto mehr Geld und so weiter und so fort…Sunny lobte meine Arbeit und zeigte sich höchst zufrieden mit mir. Trotzdem verdienst du, wenn du die Steuer und das Benzin, was du brauchst um zur Plantage zu kommen, abziehst, so gut wie nichts. Da ich mit meinem Fuß momentan eher unwahrscheinlich zu Höchstformen aufsteigen werde, schilderte ich meinem Arbeitgeber das Problem und fragte, ob man meine Leistung denn nicht stündlich (ca 15$) bezahlen könnte. Ich müsste mir sonst leider einen anderen Arbeitgeber suchen……

Natürlich werde ich jetzt stündlich bezahlt und es ist egal, wie viele Bäume ich schaffe. Ich bin ja so ein Füchslein! ;]

 

Te Puke – ein Exklusivbericht

Ich residiere derzeit in Te Puke (gespr: Te Pukie) im Hairy Berry Backpacker Hostel, einer 1/4 Sterneunterkunft. Da Te Puke absolut bekannt für seine umliegenden Kiwiplantagen ist und es hier in 10 von 12 Monaten das ganze Jahr über verschiedene Arbeiten zu erledigen gibt, gibt es hier auch mehrere Hostels an der Bay of Plenty an der Ostküste, die eine Unterkunft anbieten und dir im Laufe deines Aufenthaltes einen Job auf einer der zahlreichen umliegenden Plantagen vermitteln. Das Hairy Berry ist eines davon. Gleich am ersten Tag meiner Ankunft kam ein Arbeitgeber. Er heißt Sunny und es muss schon Ironie des Schicksals sein, als Besitzer einer Kiwiplantage „sonnig“ zu heißen (ich habe seine Nummer im Handy unter Sunny Kiwi gespeichert 😀 ). Gleich am nächsten Tag begann ich mit meiner ersten Arbeit: Flower picking (Blumen pflücken) und ja, damit kann man wirklich Geld verdienen! Du hüpfst also mit einem Körbchen und wehenden Haaren durch die Plantage und sammelst die Blüten der Kiwibäume. Sinn des ganzen ist es, Pollen für eine künstliche Betäubung zu gewinnen, da die armen Bienen das nicht alleine schaffen. Und wer jetzt dümmlich grinsend daheim vor dem Computer sitzt und sich vorstellt, wie ich gut gelaunt über die Plantage tänzel, dem sei gesagt,  dass die ganze Geschichte nach mehreren Stunden in der prallen Sonne und mehreren Kilogramm im Körbchen nicht mehr ganz so lustig ist, wie sich das im ersten Moment vielleicht anhört. Mal ganz davon abgesehen, dass die Bezahlung auch noch unterirdisch ist und für meinen Geschmack schon fast an Sklavenarbeit grenzt!

 

Raus aus Auckland – Ab in den Süden

Nachdem der Hillary Trail nun sowohl seelisch als auch körperlich überstanden war und ich dank der Sparkasse endlich Geld auf meinem Konto in NZ hatte, konnte ich mir wieder ernsthaft Gedanken über das Thema Auto machen. Nach ein paar Tagen und einer Testfahrt bin ich nun glücklicher Besitzer eines Chrysler Voyagers. Zumindest für 10 Minuten. Dann stand ich nämlich mit rauchendem Motor mitten auf der Queens Street an einer Ampel. Der AA (ADAC hier in NZ) war dann so freundlich, mein Auto und seinen neuen, topgelaunten Besitzer zur nächsten Werkstatt zu bringen. Diagnose: kein Kühlwasser aufgefüllt, diverse Dinge durch Überhitzung beschädigt. Ganz großes Kino! War natürlich klar, dass sowas wieder mir passiert. Eine Rücksprache mit den Verkäuferinnen blieb fruchtlos und ohne sonderlichen Erfolg. Man hätte ja IMMER alles kontrolliert und aufgefüllt und wäre ja auch außerdem kein Profi auf diesem Gebiet. Den letzten Teil kann ich nur bestätigen. Somit blieb die Reparatur von 480$ dann an mir hängen. Nichtsdestotrotz bin ich nun stolzer Besitzer eines relativ guten Autos. Um nun mein plötzlich enorm reduziertes Bankkonto zu füllen, stürzte ich mich mit Elan auf den hiesigen Arbeitsmarkt und bin schließlich in Te Puke auf einer Kiwiplantage gelandet.

 

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