Kaikoura

Auf der Südinsel angekommen ging es an der Ostküste entlang Richtung Kaikoura. In der Sprache der Maori bedeutet „kai“ Mahl und „koura“ Langusten. Bis in die 1980er Jahre hinein war Kaikoura ein Fischerdorf. Heute ist der Ort hauptsächlich für seine Walbesichtigungstouren und die leckeren Meeresfrüchten bekannt, die hier verspeist werden können. Wenige Gegenden der Erde sind so tierreich! Wale, Delphine, Seebären, Pinguine, Albatrosse und viele weitere sind auf der Halbinsel heimisch oder machen hier auf ihren Wanderungen Rast. Der Grund für die große Zahl an Meerestieren und Vögeln sind die günstigen Strömungsverhältnisse nah an der Küste. Der Rand des Kontinents senkt sich hier allmählich ab, um dann plötzlich über 800 Meter tief senkrecht abzufallen. Aus diesem Graben strömt nährstoffreiches Wasser aus tieferen Bereichen, welches bis zur Oberfläche gehoben wird. Ein wahres Fressmahl also für sämtliche Spezies! In der Mythologie der Maori ist die Halbinsel Kaikoura der Ort, an dem der gottähnlich Held Maui seinen Fuß aufsetzte, als er den schweren Fisch (die Nordinsel Neuseelands) aus den Tiefen des Ozeans heraufzog.

Wir blieben mehrere Nächte in Kaikoura und übernachteten auf einem schönen Campingplatz direkt am Strand. Man stieg morgens aus dem Auto aus, rechts von dir die schneebedeckten Berge, links von dir der Strand mit den rießigen Wellen und den begehrten, wunderschönen Paua Muscheln…..Kaikoura habe ich auf meinen Reisen ganz besonders ins Herz geschlossen! Natürlich wollten Marie und ich auch einen sagenhaften Schnappschuss einer majestätischen Walflosse, welche sich grazil aus dem Meer erhebt, abgreifen und buchten deshalb unsere Waltour für den nächsten Tag. Zum sagenhaften Schnappschuss kam es allerdings nie. Wie ihr sicher schon aus vorangegangenen Berichten subtil herauslesen konntet, war unsere Reise nicht unbedingt mit Glück gesegnet. Schon morgens beim Schalter informierte man uns darüber, dass starker Nebel vom Meer herangetrieben wird und die Tour bei schlechten Sichtverhältnissen aus Sicherheitsgründen eventuell abgebrochen werden muss. Eigentlich hätten wir uns da schon verabschieden und wieder gehen sollen. Mit optimistischer Einstellung und euphorisch sabbernd im Hinblick auf einmalige Walsichtungen wurden wir mit einem Bus zum Boot gebracht. Nach ein paar allgemeinen Sicherheitshinweisen durch unsere Crew machten wir uns auf Waljagd. Dabei werden bekannte Stellen im Meer angefahren, wo Wale in der Vergangenheit gesichtet wurden. Lassen sich dort durch Zufall keine der begehrten Meeressäuger antreffen, nutzt der Kapitän einen Sensor, um Geräusche der Tiere aufzufangen, ihre Postition zu orten, um dann das Boot mit fotohungrigen Touristen möglichst nah an die Wale zu steuern. Unsere unglaublich spannende Walbesichtigungstour lief also folgendermaßen ab: Raus aufs Meer, Stelle angefahren, sämtliche Touristen wie blöd auf das Deck raus (man könnte ja den Wal verpassen!), Kaptitän nutzt sein Ultraschallgerät, kein Wal, alle wieder rein, nächste Stelle, alle wieder raus, kein Wal, alle wieder rein. Und das ganze vier Mal. Die nicht langsame Fahrt hinaus aufs Meer war witztig, das Hin- und Hergerenne der anderen Touristen irgendwann nicht mehr. Am Ende einer Tour ohne Wal (was ja eigentlich so gut wie UNMÖGLICH ist, da das Unternehmen eine Walsichtung zu 90% garantiert und die durchschnittliche Walsichtung bei 1-2 Walen pro Tour liegt) hat man die Wahl zwischen einer erneuten Tour an einem anderen Tag oder einer Erstattung von 80% des Kaufpreises. Nach langem Überlegen entschieden wir uns natürlich für eine erneute Tour. Der Hauptgrund für einen Besuch in Kaikoura waren schließlich die Wale, welche dort ja ganz besonders gut besichtigt werden können. Die zweite Tour lief haargenau so ab, wie unsere erste Tour, nämlich wallos. Der einzige Unterschied war, dass sich bei der zweiten Tour einige Leute übergeben mussten, was als Krankenpfleger ja dann doch irgendwie unterhaltsam ist. Marie und ich sind irgendwann schon gar nicht mehr aufgestanden und aufs Deck gegangen, während Horden von Asiaten bewaffent mit Kameras und Selfiestöcken an uns vorbeistürmten. Schon etwas enttäuscht begaben wir uns nach der zweiten Tour zum Schalter des Unternehmens und erhielten unser Geld zurück. Mit dem Geld gingen wir dann erst einmal ins Restaurant. Auch wenn wir leider keine Wale gesehen haben, war die Zeit in Kaikoura einfach wunderschön. Wir futterten Fish & Chips, besuchten die Robbenkolonie und wanderten entlang der Kaikoura Peninsula. Die Robbenkolonie war ein ganz besonderes Erlebnis! Noch nie habe ich Robben aus so kurzer Entfernung gesehen. Die Tiere liegen dort auf Steinen, teilweise auch einfach auf der Straße und lassen sich von den Menschenmassen bei ihrem Sonnenbad absolut nicht stören. Nach 3 Tagen Kaikoura fuhren wir zurück in den Norden, um unsere Reise Richtung Süden entlang der Westküste zu beginnen.

Wellington

Der Aufenthalt in Wellington war, auch dank des schönen Wetters, total angenehm! Außerdem muss ich gestehen, dass mir persönlich Wellington wesentlich besser gefallen hat als Auckland. Die Hauptstadt Neuseelands liegt an der Südspitze der Nordinsel. Hier bucht man auch seine Fähre, wenn man auf die Südinsel möchte. Die Zeit bis zur Abfahrt unserer Fähre verbrachten wir im Te Papa Museum, einem 6 stöckigen Gebäude mit Ausstellungen über die neuseeländische Tierwelt (Kiwi, den ausgestorbenen, flugunfähigen Riesenvogel, den Moa), Kunst, die Beteiligung NZ am ersten Weltkrieg, die Bedrohung durch Erdbeben (mit begehbarem kleinem Häuschen, in welchem ein Erdbeben simuliert wird!), Maorikultur und vielem mehr! Das Museum war außerdem noch kostenlos und man konnte so lange darin bleiben, wie man wollte. Ich glaube, wir verbrachten ungefähr 5 Stunden im Museum, danach war sowohl der Akku meiner Kamera als auch der meines Handys leer. Anschließend besuchten wir die berühmte Cuba Street, einer Gasse zum Bersten gefüllt mit Restaurants, Cafes und Musikläden im alternativen Stil. Selbst Restaurants speziell für Vegetarier und Veganer sind hier zu finden! Marie und ich gönnten uns allerdings einen Burger bei „Ekim“, einer Burgerbude in einem umgebauten Hippiebus, wo ich den besten Burger meines Lebens verspeiste! Selbstverständlich darf bei einem Aufenthalt in Wellington auch der Besuch der Weta Caves nicht fehlen! Die Weta Studius begannen sehr klein mit ihrer ersten Werkstatt in ihrer kleinen Wohnung. Diese Leute machten ihre Leidenschaft und ihr Hobby über Jahre hinweg definitv zum Beruf und bauen und fertigen heute Filmrequisiten und werden von Regisseuren für große Filmprojekte engagiert. So fertigten die Weta Studios sämtliche Requisten (angefangen von den Wafffen und Kettenhemden, bis hin zum Einen Ring und den Entwürfen für die Städte wie z.B. Minas Tirith) für die HdR Trilogie. Auch die Waffen und Maschinen aus dem Film Avatar-Aufbruch nach Pandora, den wahrscheinlich jeder von euch gesehen hat, stammen aus den Weta Studio Werkstätten. Nach 2 Tagen hieß es dann aber Abschied nehmen von Wellington und der Nordinsel. Mit der Fähre fuhren wir bei schönstem Wetter hinaus aufs Meer und schließlich durch die Marlborough Sounds nach Picton auf der Südinsel. Die Fahrt mit der Fähre, vor allem der Abschnitt mit den Marlborough Sounds, war atemberaubend! Wir haben sogar ein paar Delfine im Wasser planschen sehen, welche für kurze Zeit neben unserer Fähre schwammen.

Herr der Ringe Tag

Bevor wir jedoch direkt nach Wellington durchstarteten, mussten vorher noch ein paar andere Zwischenstops eingelegt werden. Einige Orte um Wellington dienten nämlich als Vorlage für die HdR-Filme und mussten daher von einem Fan wie mir unbedingt besichtigt werden! Marie hatte diesbezüglich eigentlich keine große Wahl und musste einfach mit :D. Der großartige Herr der Ringe Reiseführer, welcher exklusiv alle Drehorte mit Koordinaten der Drehorte auflistet, erwies sich im Verlauf der Tage als große Enttäuschung. So schwärmt er seitenlang mit Beschreibung dieser unglaublich schönen und faszinierenden Gegenden in der Superlative, um dann im letzten Satz darüber zu informieren, dass besagter Ort für die Öffentlichkeit gar nicht zugänglich oder bzw. nur mit einem Helikopter zu erreichen ist. So war es auch im Fall Lothlorien, dem Elbenwald, in welchem Frodo und seine Gefährten nach den Erlebnissen in Moria Zuflucht suchten. Wir fuhren extra einen Umweg und verbrachten die Nacht im kleinen Örtchen Greytown um am nächsten Morgen besagten wundervollen Elbenwald (ganz besonders zu empfehlen im Herbst, wenn die Sonne die Blätter dieser majestätischen Baume in goldenes Licht….bla bla bla usw.) zu bestaunen. Lothlorien empfing uns mit einem großen weißen Tor, welches natürlich verschlossen war. Ein Schild informierte uns darüber, dass das Privatgelände für Besucher nicht geöffnet wird. Ich habe es mir trotzdem nicht nehmen lassen, ein paar Bilder zu machen. Witzigerweise trafen wir einen anderen HdR-begeisterten Reisenden, welcher genau wie wir enttäuscht vor dem geschlossenen Tor stand. Er empfahl uns einen Ausflug zum Cape Palliser an der Südspitze der Nordinsel. Dort entstanden die Filmaufnahmen zu den Pfaden der Toten. Abgerundet wurde der Herr der Ringe-Drehort-Fan-Tag dann mit einem Besuch des Kaitoke Reginoal Parks, welcher als Vorlage für Bruchtal verwendet wurde! Nach einer Nacht auf einem kostenlosen Campingplatz neben dem Highway mit Tee+leckerem aus der Dose vom Campingkocher ging es dann nach Wellington!

Ab in den Süden

Nach Glühwürmchen, Hobbits und angenehmen kleinen Pläuschchen mit der neuseeländischen Polizei ging es von der Waikato Region Richtung Bay of Plenty. Dort nutzen wir die Zeit, um uns von den Strapazen der vorangegangenen Tage zu erholen. Ein Abstecher in die Redwood Forests oder in ein heißes Thermalbad in Rotorua hilft immer! Außerdem besuchten wir gemeinsam die Huka Falls in Taupo. Da das vordere Fenster auf der Fahrerseite immer noch nicht funktionierte und sich nicht mehr hochfahren ließ, gestaltete sich die Fahrt von Taupo nach Te Puke bei Regen als ganz besonders spaßig. Natürlich musste die Elektronik auch genau dann den Geist aufgeben, wenn das Fenster unten ist. Der AA (der neuseeländische ADAC) konnte den Fehler leider auch nicht beheben, versorgte uns aber mit einer „professionellen“ Plexiglasscheibe (welche allerdings nicht lange hielt). Die Nacht verbrachten Marie und ich auf der Kiwiplantage von Don und Lesley (meine früheren Arbeitgeber), welche sich großzügigerweise bereit erklärt hatten, uns die Nacht auf ihrem Grundstück schlafen zu lassen. Am nächsten Morgen brauchte Don auch nur wenige Minuten, um unser Autofenster zu reparieren! Mit funktionierendem Fenster und Auto machten wir uns also auf den Weg nach Wellington! Von Te Puke nach Wellington ist es schon ein gutes Stück Autofahrt….allerdings mussten wir die Zeit des Autoausfalls kompensieren und hatten so leider nicht die Möglichkeit, die West- bzw. Ostküste entlang nach Wellington zu fahren.